Malerei / Zeichnung
Reihe
BLICK VON HINTEN 01-12
2020, Grafit auf Papier
BLICK VON HINTEN
Rauminstallation: Die Zeichnungen umschließen den Betrachter; sie hängen in allen Richtungen an den Wänden im Raum.
Das Zeichnen von Haaren versetzt einen in eine meditative Haltung, während man die einzelnen Haarlinien mit dem Stift nachempfindet. Welche Vielfalt an Strukturen und Frisuren es doch gibt. Jede/r hat sein/e ganz eigene Rückenansicht. Die Haare in Kombination mit der Rückenpartie Hals-Schulter verraten schon viel über Geschlecht, Alter, Kopfform, Haltung, Zustand. Besonders das Vereinen von zwei Gegensätze sind hierbei spannend: Zum einen ist es die Nackenpartie, die einen ganz intimen Bereich darstellt, der sehr verletzlich sein kann. Zugleich wirkt eine abgewandte Person aber eher abweisend, auf Distanz. Wie nah oder fern ist man nun dieser Person? Kommt sie einem bekannt vor? Und wenn man sie nicht erkennt, wieviel Nähe lässt sie zu?
SEELENBLICKE
Der Blick in die Augen ist wie ein Blick in die Seele. Augen sprechen ihre eigene Sprache und faszinieren seid jeher. Ausdruck, Glanz, Tiefe, Emotion. Augen sind der Ausgangspunkt der Porträts. Was sie zeigen, überträgt sich in das ganze Porträt.
SOMMERZEIT
Auch wenn der Umraum nur angedeutet wird, unterstützt er die Stimmung des Bildes. Die Figur steht im Mittelpunkt, die Umgebung oft durch ein Licht-Schatten-Spiel in Beziehung
zu ihr.
FIGUR & RAUM
Jede Umgebung hat ihre ganz eigene Stimmung, die sich auf die Handlungen der Figuren überträgt. Es entsteht eine Momentaufnahme aus dem Leben dieser Figuren. Auch wenn nur ein Ausschnitt des Raumes erkennbar ist, das Gefühl für den Moment wird spürbar. Dieses Gefühl ist der Ausgangspunkt dieser Bilder.
FIGUR & ABSTRAKTER RAUM
Hier wird die Spannung durch einfarbige Flächen im Kontrast zur grafischen Figur erzeugt. Die Fläche springt dabei optisch von der Zweidimensionalität in die Dreidimensionalität, so dass sie Raum, Licht und Schatten imaginiert. Auch die ursprünglichen Leinwand bleibt als Fläche oder Figurgrund sichtbar und wird so Teil des Bildes.
SCHNEELANDSCHAFTEN
Der Umzug von der Stadt auf das Land beeinflusste nicht nur das alltägliche Leben, das plötzlich entschleunigt und ruhiger wurde, sondern brachte auch eine Erweiterung des Blickes auf das Thema Landschaft. Diese Ruhe wird besonders deutlich in der Schneelandschaft. Schnee lässt einen die Umgebung auf eine ganz neue Art wahrnehmen. Wie eine homogene Fläche lässt der Schnee Grenzen verschwinden. Weiß bedeckt viele Teile der Landschaft, wodurch Formverwandtschaften sichtbar werden, unscheinbare Formen hervortreten und neue Akzente gesetzt werden. Das Weiß reflektiert das Licht intensiver, lässt die Erde leuchten und erhellt die dunkle Jahreszeit. Lauscht man in die Landschaft hinein, erscheinen bekannte Geräusche gedämpft und neue werden hörbar wie das Knistern des Schnees beim Gehen.
VERLORENE HEIMAT
Aufgewachsen am Niederrhein im geplanten Tagebaugebiet Garzweiler II war der drohende Verlust der Heimat durch die größten Bagger der Welt immer präsent. Zur Braunkohlegewinnung werden im Westen Deutschlands seit Jahrzehnten riesige tiefe Gruben in die Erde gegraben, die wie große Wunden in der Landschaft offen liegen.
Eine Wüstenlandschaft in den unterschiedlichsten Erdtönen wird sichtbar, da viele Erdschichten offengelegt werden, um an die Braunkohle zu gelangen, die unseren großen Energiehunger stillen soll.
Durch die Umsiedlung der Dörfer entstehen verlassene Geisterorte, die kaum noch an die ursprüngliche Umgebung erinnern. Lost Places – was sich so interessant anhört, kann nicht
darüber hinwegtäuschen, dass vielen die Heimat genommen wird, mitten in Deutschland.
Die erste Reise aus Europa heraus führte nach Indien, vom Himalaya im Norden bis zur indischen Südspitze nach Kerala. Eine faszinierende Reise mit einer großen Fülle an neuen Eindrücken, die erst einmal verarbeitet werden mussten. Bestimmte Bilder kamen im Nachhinein dabei immer wieder hoch, Details drängten sich nach vorne, die mit Hilfe von Reduktion auf das Wesentliche auf der Leinwand sichtbar werden. Das laute Indien wird dadurch für einen Moment ganz still, so dass die Details der Wahrnehmung eine neue Gewichtung bekommen.